Institut Kunst

Bachelor

 

Hanes Sturzenegger

Schau
 

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Mich interessiert prozesshaftes Arbeiten. Meine Arbeiten entwickeln sich ständig weiter, nur selten ist eine Werkserie abgeschlossen. Dazu kooperiere ich mit verschiedenen Personen und Materialien aus meinem Umfeld. So ist zum Beispiel der neue Campus wiederholt ein Thema meiner Auseinandersetzung oder Begegnungen mit anderen Menschen und Mitstudierenden.

 

Originalitätsanspruch und die Rolle des Künstlers
In meinem ersten Studienjahr habe ich die Serie der «Blauen Bilder» angefangen, die ich über mehr als zwei Jahre weiterentwickelt habe. Diese Arbeit handelt vom Originalitätsanspruch der Kunst und der ständigen Transformation eines Werkes. Im Prozess, von einer Arbeit zur nächsten, werden so Elemente übernommen und weitergedacht. Die produzierten Bilder sind in dieser Serie Manifestationen in einer langen Kette von Ereignissen.

Im Duo mit Manuel Schneider war die eigene Rolle die wir als Künstler einnehmen ein wichtiges Thema. Wir haben uns als junge, intelligente, zukunftsorientierte und erfolgreiche Kreative in schwarzen Sakkos inszeniert. Unser Doppelportrait haben wir über-lebensgross auf Plakat gedruckt und im Aussenraum aufgehängt und somit unsere Rolle prominent propagiert. Es blieb dabei die Frage der individuellen Autorenschaft offen, wie viel der Einzelne an der Arbeit noch Teil hat, oder ob sich alles in unserer kollektiven Arbeit auflöst. Das Individuum wurde für das Duo geopfert.

Kochen als künstlerische Methode
Im Laufe des Studiums wurde Kochen und Essen ein wichtiger Bestandteil meiner künstlerischen Arbeit. Für Feste habe ich gemeinsam mit Mitstudierenden und Bekannten Essen zubereitet. Dabei gingen wir den direktesten Weg und arbeiteten mit dem, was vorhanden war. Oft verwendeten wir Essen von Foodsharing und Kochutensilien von Freunden. Foodsharing ist eine Plattform mit deren Hilfe Nahrungsmittel, die in Supermärkten und Geschäften nicht mehr verkauft werden können, abgeholt
und an öffentliche Kühlschränke gebracht werden. Nie ging es uns um den Profit. Das Gemüse und die Früchte werden auf einfache Weise zubereitet, um so viele Portionen wie möglich in der gegebenen Zeit herzustellen.

 

Schau! Schau.
Im Kunsthaus Baselland zeige ich die Arbeit Schau. Sie besteht aus sechs aus Eichenholz geschnitzten Zeigefingern und blau lackierten Fingernägeln aus demselben Material. Die Finger zeigen einerseits in die Höhe als einfache Geste der Richtung und sagen somit „Schau“. Andererseits tragen die Finger die Fingernägel zur Schau welche ausgewechselt und betrachtet werden können.

Fingernägel wurden seit den 1920er Jahren immer öfters bemalt. Der Nagellack ist eine Erfindung aus der Automobilindustrie und wurde von da in die Kosmetik übernommen. Das Auto und der Nagellack versprechen dem Einzelnen mehr Eigenständigkeit und wurden vielleicht deshalb so populär.

Die Vernetzung und Imagebildung könnte als ein modernes Handwerk angesehen werden. Im Internet zeigen wir auf Andere und verweisen dabei auf unser konstruiertes Selbst. Bei dieser Tätigkeit werden unsere Finger nicht schmutzig. Nagellack zerkratzt auch nicht und verschmilzt optisch mit den Displays die unsere Finger bedienen. Bei der Ausübung des Handwerks auf dem Display, wo immer wir uns befinden, sehen die Finger gut aus.

Wer weiss, vielleicht können wir nicht immer viel bewirken mit unseren Fingern in Aktion auf dem Display unserer Geräte. Die Trennung zwischen dem Handwerk und reiner Kontemplation ist sehr fein. Wir beobachten die Finger, die sanft über die glatte Oberfläche fahren und uns ein bisschen schlafen lassen, während andere uns beschäftigt einstufen. Als alleinunternehmende Handwerker sind wir konstant den bewertenden Blicken anderer ausgesetzt. Als Schutz dient der Nagellack der unser Image bewährt.

Hanes Sturzenegger
hoi@hanessturzenegger.ch

 

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