Institut Kunst

Bachelor

 

Tobija Stuker

zweiköpfiges Kind / Schlangen
 

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zweiköpfiges Kind

Schlangen

Während des Versuchs einen Text über mich selbst und meine künstlerische Arbeit zu schreiben merkte ich, dass ich scheiterte und so kam mir die Idee, in erster Person zu schreiben und so indirekt direkt mit Ihnen, lieber Leser, zu sprechen. Es fällt mir oft schwer, Worte über meine bildende Arbeit zu verlieren. Es ist, als müsste ich meine Bildsprache, die ich ja bewusst wähle, um nicht von der Wortsprache Gebrauch machen zu müssen, wieder selbst zurück in die Wortsprache übersetzen. Eine Aufgabe, die ich lieber einem Kunsthistoriker oder -theoretiker überlassen würde.

Deshalb erzähle ich Euch lieber von einem Erlebnis, welches mich geprägt hat und vielleicht meine künstlerische Arbeit etwas näher zu bringen vermag und zwar war ich mit Freunden in den Langen Erlen, einer Ebene mit Uferwald nahe der Stadt Basel unterwegs. Zuerst badeten wir in dem Fluss Wiese, dann spazierten wir durch den Wald und erreichten schliesslich den Tiergarten Lange Erlen. Es gab Hirsche und Schweine und Vögel und Affen zu sehen, aber ich fiel beim Betrachten der Tiere in den Käfigen in eine Melancholie und hatte weder Augen für sie noch für meine Freunde mehr übrig. Also entfernte ich mich von ihnen und verliess stillschweigend und allein den Tierpark und lief auf eine Lichtung. Auf der Lichtung stand ein Karussell. Das Karussell wirkte auf mich schäbig und heruntergekommen und irgendwie fehlplatziert im Wald. Es sah aus, als hätte es seit Jahren keine Runden mehr gedreht und ich sann über den Sinn des Karussells und folglich über den Sinn der Welt nach und wurde bekümmert und Einsamkeit überfiel mich. Da sah ich, wie das Karussell zu drehen begann und ich entdeckte eine ältere Dame nahe der Maschinerie und auf der Bühne der Maschinerie erblickte ich nun ein kleines Mädchen. Das Mädchen ritt auf einem Schimmel und ihr ganzes Wesen strahlte vor Freude und Glück und ich vergass meine trostlosen Gedanken und beobachtete sie mit Vergnügen und da schaute sie mir plötzlich in die Augen. Meine spontane Reaktion war eine höfische Verneigung. Sie reagierte darauf wie eine edle, kleine Prinzessin und erwiderte meine Geste mit einem stolzen, süssen Lächeln und da schämte ich mich über meine üblen Gedanken und war wieder froh über das Karussell auf unsere Erde.
 Wie auch meine Bilder aus dem Dunkel erscheinen, interessiere ich mich für die Dinge, die im Dunkeln sind und, sobald von Licht getroffen, zuerst grausam und abstossend erscheinen, aber durch die Lichteinstrahlung erst wahrnehm-, ja sogar studierbar werden und die einzige Möglichkeit diese akzeptieren und verarbeiten zu können, sie anzunehmen ist (zumal man auch nie sicher bestimmen kann, wie viel von der Wahrnehmung Einfluss von Aussen und wie viel Projektion von dem Selbst ist). Um die Dinge annehmen zu können müssen wir das Hässliche umarmen. Das Hässliche ist das Unbekannte und Fremde. Wir können uns annähern, es umschliessen oder uns davor schützen, uns davor blockieren. Wie der Fluss fliesst sollte der Mensch fliessen und weich und anpassungsfähig sein und begreifen, dass er Eins ist mit der (Um-)Welt. Meine Arbeiten beschäftigen sich, allgemein vom Menschen ausgehend mit Fragen nach Identität, Innen- und Aussenräumen, Religion, Mythologie und Mystik, Träumen und Symbolen.
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Tobija Stuker interessiert sich nicht für dies und für das. Ihn interessiert alles und nichts.

Tobija Stuker
tobija.stuker@gmail.com

 

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