Institut Kunst / Bachelor

Isadora Vogt

Die Welt verkehrt

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Die Welt verkehrt ist eine Installation bestehend aus Skulpturen, Objekten, Scans und Videos. Die Arbeit bewegt sich zwischen realen und fiktiven Schauplätzen. Die Skulpturen changieren zwischen Figuration und Abstraktion. Sie haben einen amorphen, expressiv und schnell geformten Charakter, bis hin zu rein gegenständlichen Formen und erinnern damit an Cyborgs oder Reliquien. Die Materialien sind unterschiedlich bearbeitet, manche erkennbar von Hand bearbeitet, andere bleiben roh, woraus sich verschiedene haptische Eindrücke ergeben. Die verwendeten Materialien spannen sich von natürlich bis synthetisch durch verschiedene Viskositäts- und Aggregatszustände: Zahnpasta, Vaseline, Plastilin, Vinamold, Gips, Aluminium und Edelstahl. Wiederkehrende Farbtöne – erdiges Braun, Neongelb und Pastellrosa – ziehen sich durch das gesamte Werk. Das menschliche Haar, das Gebiss und der Strumpf sind weitere verbindende Elemente, die an verschiedenen Stellen auftauchen. Träger, die als Sockel der Exponate dienen, werden selbst zum Bildkörper. Die Installation ermöglicht dem Betrachter, in die skurrile wie fragile Welt eines imaginierten, weiblichen Charakters einzutauchen. Es ist der Körper dieser Frau, der in Fragmenten gezeigt wird. So ist im Video zu sehen, wie die Frau sich die Beine rasiert. Der Rasierer findet sich erneut als Readymade in der Installation wieder und die rasierten Haare werden zu einem Teil der Collage. Der Körper wird ebenso gespannt, übergossen, überzogen und in vibrierenden oder verwesenden Zuständen gezeigt. Haut als Körperhülle, Konsistenzen von Kosmetikprodukten und Oberflächen von Armaturen werden in ihren unterschiedlichen Qualitäten aufgezeigt und gegenübergestellt. Oft ist die Sicht im Makrobereich. Die Arbeit spielt mit erotischer Saftigkeit und mit Assoziationen zu Körperflüssigkeiten, die von Versehrtheit und Begehren erzählen.

 

Ein Leitmotiv der Installation ist die Auseinandersetzung mit autobiographischen Themen und die Verarbeitung von Alltagsmomenten. Das Werk zeigt die imaginierte Frauenfigur, welche in einem ambivalenten Verhältnis steht zu sich selbst, ihrem Körper, der Körperpflege bis hin zur Hyperhygienisierung, den geltenden Schönheitsidealen und ihrer eigenen Sexualität. Ihre Geschichte verweist auf das weibliche Dilemma, einerseits gefallen zu wollen, doch sich andererseits nicht von gesellschaftlichen Normen unterdrücken zu lassen – ein Taumeln im Labyrinth der Möglichkeiten und ein Versuch, durch bewusste Auseinandersetzung mit diesen Themen auf lustvolle, humorvolle und ästhetische Art die eigene Position zu finden.

Isadora Vogt «Die Welt verkehrt» | Institut Kunst, Diplom Bachelor 2016
Isadora Vogt «Die Welt verkehrt» | Institut Kunst, Diplom Bachelor 2016
Isadora Vogt «Die Welt verkehrt» | Institut Kunst, Diplom Bachelor 2016