Visuelle Kommunikation / BACHELOR

Hoang Nguyen

«An der Grenze der Lesbarkeit»

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Emil Ruder, 1959: «Die Typografie wird in erster Linie als Mittel zum Ordnen verschiedener Dinge aufgefasst. Es geht nicht mehr um anspruchsvolle künstlerische Postulate und Kreationen, sondern um das Bemühen, den täglichen Ansprüchen formal und funktionell gerecht zu werden.»

 

Zitate wie jenes von Emil Ruder sind immer wieder in typografischen Lehr- und Fachbüchern zu finden. Trotzdem sind immer wieder Druckerzeugnisse anzutreffen, die sich Emil Ruders These entgegensetzen. Insbesondere Plakate weisen einen vielfältigen Umgang mit Typografie auf, dessen Spektrum sich von optimaler Lesbarkeit über die Grenze zwischen Lesbarkeit und Unlesbarkeit bis hin zur vollständigen Unlesbarkeit erstreckt. Hierbei zeugt die verringerte Lesbarkeit jedoch nicht von einer Vernachlässigung der Typografie, sondern von Experimentierfreude und der Absicht, den Leser über die Ästhetik intensiver an den Inhalt zu fesseln, ihn zu überraschen und suggestiv auf ihn einzuwirken.

 

In meiner Bachelor-Arbeit ging ich der Frage nach, wie stark man zugunsten der Ästhetik mit der Lesbarkeit spielen kann, ohne letztere dabei entscheidend zu gefährden. Wo liegt die Grenze zwischen Lesbarkeit und Unlesbarkeit? Die Wahl einer systematischen Arbeitsmethode verhalf mir in meiner Untersuchung sowohl die Grenze wie auch die spannenden Gestaltungsmomente, die sich auf der Skala zwischen «Lesbarkeit» und «Unlesbarkeit» bewegten, festzuhalten und fassbar zu machen. Zudem nutzte ich die Theorien der Lesbarkeit unter anderem von Jost Hochuli, Hans Rudolf Bosshard, Jan Filek und Anne Rose König als Grundlage meiner gestalterischen Arbeit und liess sie in meine Untersuchungen einfliessen.