Institut Kunst / Bachelor

Jemima Läubli

Ahnungen & Ahninnen

gelb_b_backgelb_b_stopgelb_b_forward

Drei unterschiedliche und doch zusammengehörende Objekte bilden mein Werk. Geformt sind sie aus naturweissem, Alterspuren tragendem Kartonpapier. Einst als Verpackungsmaterial gedacht, gelangte es als Druckereiabfall über meinen Grossvater zu mir. Die Objekte werden bestimmt durch das Format des Papieres und dessen unterschiedliche Möglichkeiten der Teilung. Durch den Dialog zwischen Papier und Körper sind die Formen entstanden. Der Akt von Verdecken, von Sichtbarlassen und Sichtbarmachung, und vom Fühlen des Raumes war entscheidend. Mein Körper hatte dabei die Bedeutung eines stehenden und gehenden Trägers. Den Händen und ihren Bewegungen wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Beim Tragen der Objekte sollen sie in einen Austausch mit ihnen treten können.

 

Das Papier als Grundmaterial bedingte die Verwendung von säurefreiem und möglichst lange haltbarem Klebeband, um die Einzelblätter zusammenzufügen. Der Körper als Träger der drei Objekte bedingte deren Aufhängung. Das Aufhängen macht den tragenden Körper überflüssig und dadurch die Objekte eigenständig und zu einem von mir als Künstlerin losgelösten Kunstwerk. Indem sie alle das gleiche goldene Zeichen tragen, sind sie aber dennoch markiert und geschützt.

 

Ritualgewand, Schutzhülle und Insignie sind wichtige Begriffe im Zusammenhang mit diesem Werk. Menschlicher Körper und Material, Ornamentik und Symbolik, Sprache und Ausdruck, Zugehörigkeit und Abgrenzung, Teilhabe und Ausgrenzung, Machtübernahme und Beeinflussung, Handlung und Relikt – all das steht in Beziehung zueinander und wird verhandelt. In meiner Praxis folge ich magischen Kräften und mystischen Anschauungen, Sonderbarem und Absurdem. Dabei bin ich als feinsinnige und ruhelose Forscherin unterwegs, weil mir Dinge und Lebewesen am Herzen liegen. Als Künstlerin bediene ich mich den alten Kräften von Hexen und Schamaninnen, um im Hier und Jetzt zu erschaffen. Aus Identitätssuche und Aussinnen wird Ahnungen & Ahninnen.

Jemima Läubli «Ahnungen & Ahninnen»  | Institut Kunst, Diplom Bachelor 2016,