Institut Kunst / Bachelor

Rebeka Schiessl

LMGTFM; a circuit system

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Im digitalen Zeitalter wird der Mensch hinsichtlich der Recherche im Internet geradezu von Informationen überhäuft. Diese treffen den Leser mehr oder weniger ungefiltert. Unzählige Informationen strömen auf einmal herein, welchen davon kann man glauben schenken, welchen nicht? Die Installation LMGTFM; a circuit system handelt von einer Suche, die den Anschein gibt nie zu Enden. Es entstehen visuelle Collagen und das Audio verschmilzt dabei zur reinsten Kakophonie. Das Thema der Suche: der Darm.

 

Lange Zeit war das Thema rund um den Verdauungstrakt ein gesellschaftliches Tabu. Der Darm erschien im Vergleich zu anderen lebenswichtigen Organen, wie Herz, Lunge und Hirn als unnütz und gar als etwas Schmutziges. Das Bild hat sich im Laufe der letzten Jahre stark gewandelt, bedingt auch durch die vielen (oftmals nicht nur eingebildeten) Nahrungsmittelunverträglichkeiten und deren unangenehmen Begleiterscheinungen bei Nichtbeachtung. Viele Betroffene begannen nach Lösungen ausserhalb der Arztpraxen zu suchen und gebrauchten dazu die Informationsquellen im Internet. Man findet dort nicht nur alle möglichen Varianten an Diätvorschlägen, sondern wird auch noch regelrecht überhäuft von Werbung für Vitamine, Diätshakes und Co. – die exzessive Onlinerecherche kann bei vielen eine hypochondrische Ader zum Vorschein bringen und oftmals werden Krankheiten sprichwörtlich eingebildet. Für ebenso viele hingegen bedeutet gerade diese Form der Suche im Netz endlich das Ende ihres Leidensweges; das Internet bietet jegliche Information und Lösungswege, selbst der Laie braucht für erste Diagnoseansätze kaum noch einen Arzt.

 

Der Darm ist ein System, ein Kreislauf, ein Durchlauf. Die Arbeit zeigt assoziative Verknüpfungen und Gedankengänge anhand der Recherche, dies geschieht simultan mittels verschiedener, paralleler Erzählstränge. Einerseits wird ein evolutionärer, rational-biologischer Erzählstrang gebildet, der von von der Entwicklung des Darms beim Menschen als Embryo, von Parasiten und Nervenverbindungen zwischen Darm und Gehirn handelt. Andererseits bildet sich ein emotionaler, individuell-persönlicher Erzählstrang mit Krankheitsdiagnosen, Werbung und Quacksalbern. Die Installation verweist auf die Ambivalenz der Gefühle zum Thema Darm, zoomt in den Kosmos der Bakterien, und zeigt Einblicke in eine Welt in der es nur um Gesundheit, Vitalität, Schönheit und Fitness geht – und wie diese Werte massenhaft vermarktet werden.

Rebeka Schiessl «LMGTFM; a circuit system» | Institut Kunst, Diplom Bachelor 2016
Rebeka Schiessl «LMGTFM; a circuit system» | Institut Kunst, Diplom Bachelor 2016